Es ist zwar schon
einige Zeit her, als dieses Wort "geadelt" wurde- aber es
lohnt sich trotzdem nach so langer Zeit wieder einmal über diese
Dinge nachzudenken
Habseligkeiten
Ein schönes deutsches Wort
Eine Jury hat
entschieden. Aus 22 838 Einsendungen aus 111 Ländern wurde
das schönste deutsche Wort gewählt. 65% der Einsender
waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 39 Jahren.
Als zweites Wort ging "Geborgenheit" aus dem Wettstreit
hervor, gefolgt von "lieben" und "Augenblick".
Das Siegerwort
ist in der Tat ein urdeutsches Wort, wie es wohl in dieser Doppel-
und Tiefsinnigkeit in keiner anderen westlichen Sprache zu finden
ist, ebenso wie Rührseligkeit.
Es ist ein Wort, in dem irgendwie ein Charme oder ein Reiz steckt,
eine Fast-Unvereinbarkeit, die man logisch kaum begründen kann,
weil an tiefere Schichten im Menschen appellierend, der sein Gefühl
für die deutsche Sprache in dieser Zeit der oberflächlichen
Kontakte mit SMS, Fax und E-Mail noch nicht verloren hat.
Es vereint "Haben" und "Selig-Sein", es klingt
nach Besitz und ist es wiederum nicht, da Selig-Sein das Besitzen-Wollen
und die Jagd nach Besitz auszuschliessen scheint.
Das Neue Testament mit dem Ausspruch Jesu "Eher geht ein Kamel
durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher in den Himmel kommt"
klingt an.
Ist man denn also selig wenn man hat? Oder gar viel hat? Oder garnichts
hat?
Muss es denn gleich selig sein - ein religiös so stark okkupiertes
Wort? Schenkt man der katholischen Kirche Glauben, so kann nur der
Papst jemanden (meist posthum) selig sprechen. Trotzdem glauben
manche Menschen, als Kontrast zum Papst, sich selbst als selig bezeichnen
zu können. Die Umstände mögen für viele verschiedener
Natur sein. Aber: Dieser Zustand ist nur von kurzer Dauer. Meistens
holt der Alltag oder die (bösen) Mitmenschen denjenigen Selbstseligen
wieder ein und herunter aus einem (seligen) Wolkenkuckucksheim..
Warum heisst es nicht Habglücklichkeiten - das wäre weniger
provokativ.
In vielen Berichten über Unglücke oder Vertreibungen wird
gesagt: Er oder sie konnten nur ihr Leben und ein paar Habseligkeiten
retten. Also hat "selig" doch etwas mit "haben"
zu tun.
Man dreht sich im Kreise.
Auf jeden Fall: Die Sekretärin, die dieses Wort zum allgemeinen
Nachdenken vorgeschlagen hat: Gott hab sie selig - später.
Eine wesentlich
ausführlichere Version mit Abbildungen finden Sie hier >>>
|